Die Motion verlangt den «generellen Ausbau» der Autobahn A1 auf den Streckenabschnitten Bern-Zürich und Lausanne-Genf auf «mindestens sechs Spuren». Selbst wenn berücksichtigt wird, dass einige Teilstücke auf diesen zwei Autobahn-Abschnitten schon heute sechsspurig sind, fordert die Motion also einen Kapazitätsausbau auf weit über 100 Kilometern. Aus Sicht der GRÜNEN Kanton Bern ist es völlig unverantwortlich, dass der Bundesrat einen solchen Autobahn-Gigantismus befürwortet, ohne auch nur ein Wort über die Folgen zu verlieren: Der propagierte Ausbau würde das Klima noch mehr schädigen, Kulturland und Wald zerstören sowie mehr Lärm und vor allem Mehrverkehr verursachen, was nach weiteren Ausbauten rufen würde. 

Der Nationalrat hat es schon am 30. Mai 2023 in der Hand, diesen Autobahn-Ausbauwahn zu stoppen. Am ersten Tag der Juni-Session steht nämlich der so genannte Nationalstrassen-Ausbauschritt 2023 auf dem Sitzungsprogramm. Es geht um einen Vier-Milliarden-Franken-Kredit, den der Bundesrat für den Ausbau von fünf Autobahn-Teilstücken beantragt hat (darunter der 8-Spur-Ausbau der Grauholz-Autobahn zwischen Bern-Wankdorf und Urtenen-Schönbühl sowie der 6-Spurausbau des folgenden Teilstücks bis Kirchberg). Der vorberatenden Kommission und dem federführenden Bundesrat Albert Rösti war das nicht genug: Sie wollen zusätzliche 911 Millionen Franken für den beschleunigten Ausbau der Strecke Le Vengeron-Coppet-Nyon bereitstellen. Finden diese Anträge eine Mehrheit, im Herbst dann auch im Ständerat, ist ein Referendum angekündigt – und das Volk hätte Gelegenheit, die Schweiz-Verbetonisierungs-Pläne der SVP und ihres Bundesrats zu stoppen. 

Die GRÜNEN Kanton Bern appellieren zunächst an die Berner Nationalratsmitglieder, insbesondere die Ausbaukredite für die Berner Autobahn-Teilstücke abzulehnen und dazu den bisher nur von SP und GRÜNEN getragenen Minderheitsanträgen zu folgen.